Kiras Geschichte ging sofort durch die ganze Etage. Andere Kinder hörten von Kiras Kampfstil. Sie können es auch tun.
Sie wurde zu einem Symbol der Hoffnung in der Klinik.
Doch ein paar Wochen später trat ein Problem auf. Am Sonntagabend schoss ihre Temperatur in die Höhe und ihre Beine begannen anzuschwellen. Die Ärzte rannten zwischen den Geräten hin und her – noch eine Reifenpanne, noch mehr Untersuchungen… Alle hatten vor einer Sache Angst: Der Körper hatte aufgegeben.
Und wieder geschah ein Wunder. Nach drei Tagen der Anstrengung, der Tränen und der Angst öffnete Kira die Augen und flüsterte wie immer:
– Mama, kann ich später etwas Schokolade haben?
Nur zur Veranschaulichung:
Kira ist jetzt 14. Sie geht jeden Tag in ein Rehabilitationszentrum und trägt ein Medaillon an einer Halskette mit einem Foto ihrer Mutter.
Sie will Ärztin werden, so wie ihr damals die Frau mit den freundlichen Augen gesagt hat:
– Du bist stärker als die meisten Erwachsenen. Du verdienst es zu leben.
Ihr Foto hängt an den Wänden der gastroenterologischen Abteilung. Die Bildunterschrift unten ist einfach, aber aussagekräftig:
„Kraft liegt nicht im Körper. Die Kraft liegt in der Seele.“
Die Genesung war nicht einfach. Mutter verlor ihre Arbeit; Sie wurde gefeuert, während sie ständig am Bett ihrer Tochter saß. Aber sie beschwerte sich nicht. Sie berührte nur Kiras Kopf und flüsterte:
– Das Hauptziel ist das Überleben. Der Rest kommt von selbst.
Nach etwa eineinhalb Monaten wurden sie wieder freigelassen. Sie zogen in ein Zimmer im Schlafsaal der Fabrik, wo ihre Tante vorübergehend Unterschlupf bot. Die Tapete war verfärbt, der Fernseher war alt und der Ofen wies rostige Altersspuren auf. Aber Kira lachte. Weil sie lebte. Weil sie atmete. Denn sie konnte den Morgen wieder sehen.
Die Krankheit ist nicht verschwunden. Sie blieb in ihrer Nähe, wie ein Schatten, und wartete darauf, zurückzukehren. Ihr Magen schwoll wieder an und sie bekam Krämpfe. Aber Kira lernte zu überleben. Und vor allem lernte sie, das Leben zu schätzen.
Die Schüler in der Schule verstanden es nicht. Sie flüsterten:
– Sie hat einen Bauch wie eine schwangere Frau. – Ugh, sie hat wahrscheinlich Würmer.
Kira versuchte, nicht zuzuhören. Nur ein Junge, Lesha, kam eines Tages zu ihr, setzte sich neben sie und sagte:
Nur zur Veranschaulichung
– Mama sagt, du bist der Stärkste. Dass du dich nicht beschwerst. Ich weinte jeden Tag.
Und zum ersten Mal seit langer Zeit spürte Kira: Sie wollte nicht alleine überleben. Sie wollte leben. Echt.
– Ich werde Arzt. Genau wie die, die mich nicht verlassen haben.
Das ist jetzt vier Jahre her.
Kira schrieb sich an der medizinischen Fakultät ein. Die ganze Schule sammelte Geld: Jeder, der konnte, spendete manchmal 500, und jemand stellte veraltete Lehrbücher zur Verfügung. Mutter bekam einen weiteren Job als Reinigungskraft, diesmal in einer Klinik.
Aber im zweiten Jahr geschah etwas Schreckliches. In den Schlafsälen brach ein Feuer aus. Alle entkamen, bis auf Nastya, eine Studentin im ersten Jahr. Sie wurde bewusstlos aufgefunden, eingeklemmt zwischen dem Feuer und der Wand.
Kira eilte trotz ihrer Schwäche hinein. Sie zog ihren Gefährten heraus und erstickte fast. Danach verbrachte sie zwei Wochen mit Verbrennungen an der Lunge im Krankenhaus.
Seitdem sind sie untrennbar miteinander verbunden. Nastya wurde für Kira mehr als nur eine Freundin; Sie war eine Stütze. Die Person, die später eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen sollte.
Die Ärzte verboten Kira strengstens, sich körperlich zu betätigen. Ihr Schlaf war gestört und die Schmerzen kehrten zurück. Eines Nachts wachte sie mit der bekannten Angst auf: Ihr Magen fühlte sich steif wie eine Trommel an. Genau wie im Alter von zwölf Jahren. Sie erkannte, dass die Krankheit zurückgekehrt war.
Sie war jedoch kein Kind mehr, das in den Diagnosen verloren ging. Sie las Artikel und verstand, was sie zu tun hatte. Nastya begleitete sie in die Stadt, wo der einzige Spezialist arbeitete, der ihre seltene Erkrankung kannte.
Als der Arzt die Fotos untersuchte, stellte er fest:
„Sie müssen notoperiert werden. Es ist ernst. Aber Sie sind großartig – Sie sind pünktlich angekommen. Du weißt, wie du auf deinen Körper hören kannst.
Die Operation war langwierig und mühsam. Eine Bluttransfusion war notwendig und es wurden einige der beschädigten Blutgefäße entfernt. Kira war drei Wochen dort. Ihre Mutter kam zwei Tage später und fiel vor dem Bett auf die Knie:
–Es tut mir leid… Ich nahm an, du wärst nur müde.
Kira lächelte nur:
– Ich werde erwachsen. Mir wird es gut gehen.
Nach der Therapie ließ sie sich vorübergehend von der Universität beurlauben, aber Nastya bestand darauf.
– Trauen Sie sich nicht zu gehen. Du hast mir das Leben gerettet, und jetzt bin ich an der Reihe, dich zu retten.
Nur zur Veranschaulichung
: Nastya arbeitete abends in Teilzeit, lieferte Essen aus und schrieb Notizen um. Kira hat auch einen Blog für Teenager mit seltenen Erkrankungen gestartet. Ohne Pathos. Ehrlich. Von Herz zu Herz.
Tausende von Menschen begannen, es zu lesen. Alina, ein neunjähriges Mädchen mit der gleichen Krankheit, schrieb sehr oft. Ihre Mutter weinte bei jeder Nachricht.
– Dürfen wir zu Ihnen kommen? Wir haben keinen anderen Ort, an den wir gehen können…
Kira stimmte zu. Kira schien ein Spiegelbild ihrer Vergangenheit zu sehen, als die kleine Alina das Haus betrat, verängstigt, mit einem dicken Bauch und Augen voller Schmerzen.
Fortsetzung auf der nächsten Seite
Sie brachte das Mädchen zum Arzt, las abends Märchen vor und streichelte ihr Haar. Und eines Tages flüsterte Alina:
Sechs Jahre vergingen wie im Flug.
Kira machte ihren Universitätsabschluss, ging zur Universität, wurde Krankenwagenarbeiterin und ging auf Bereitschaftsdienst. Doch das Schicksal schlug erneut zu – Ljoscha starb. Derselbe Junge, der sie zuerst stark nannte. Er starb bei einem Unfall. Als Kira das hörte, weinte sie bis zum Morgengrauen.
Er war ihre erste Liebe. Ungesagt. Sie behielt seine Briefe, öffnete sie aber nie. Eines Nachts verbrannte sie sie. Und am Morgen ging sie zur Arbeit, als wäre nichts gewesen. Allein drinnen tobte ein Sturm.
Zehn Jahre nach der Erstdiagnose saß Kira am Operationstisch. Diesmal nicht als Patient, sondern als Arzt. Ein echtes. Sie hatte ihre eigenen Schüler, ihre eigenen Erfahrungen, ihre eigenen Geschichten. Und eines Tages brachten sie ihr ein Mädchen. 11 Jahre alt. Ein riesiger Bauch. Und die gleiche Diagnose.
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: Die Mutter zitterte vor Angst:
— Sag die Wahrheit… Wird sie überleben?
Kira bedeckte ihre Hand sanft mit ihrer Handfläche:
– So war ich auch. Und wenn ich lebe, wird deine Tochter leben.
Kira wurde nicht berühmt. Sie ging nicht ins Ausland. Sie heiratete nicht. Aber ihre Wohnung roch immer nach Minze, Büchern und Hoffnung. Sie schrieb ein Buch: „Inside the Pain“. Es wird an medizinischen Fakultäten gelesen. Die Schüler zitieren es.
Eines Tages kam eine Frau mit einem kleinen Mädchen zu ihr.
– Bist du Kira? Ich bin Alina. Der, den du gerettet hast. Und das ist meine Tochter. Ich habe sie nach dir benannt.
Kira weinte zum ersten Mal seit Jahren. Aber nicht vor den Schmerzen. Des Glücks.
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